Das Blaue vom Himmel (3)

8. Oktober 2015 Von Alleinerzieher

Worin unter­schei­den sich japa­ni­sche, indi­sche und fran­zö­si­sche Infor­ma­ti­ker der Auto­mo­bil­in­dus­trie?

Japa­ni­sche Infor­ma­ti­ker küm­mern sich um die Motor­steue­rung zur Ver­schleie­rung tat­säch­li­cher Abgas­werte unter ande­rem bei Toyota. Machen sie im straff hier­ar­chisch orga­ni­sier­ten Team. Lie­fern kom­pa­ti­ble Soft­ware zum Bei­spiel auch an Mer­ce­des-Benz, Ford und Fiat. Die ent­spre­chen­den Pro­gramm­zei­len wer­den ver­mut­lich unauf­find­bar blei­ben.

Bei BMW in Mün­chen hat ein indi­sches Pro­gram­mier­ge­nie die Stick­oxide ein­fach ver­schwin­den las­sen. Die­sel­mo­to­ren aus Bay­ern pro­du­zie­ren keine Stick­oxide. Das größte Pro­blem war, Spu­ren von Schad­stof­fen für die Test­rou­ti­nen beim Kraft­fahrt­bun­des­amt zu insze­nie­ren. Der Glaub­wür­dig­keit wegen.

Die fran­zö­si­schen Infor­ma­ti­ker haben alle­samt in den bes­ten Schu­len von Paris stu­diert. Über­zeu­gende Selbst­dar­stel­lung ist ein Kern­punkt der Aus­bil­dung. Absol­ven­ten zeh­ren für den Rest ihrer beruf­li­chen Kar­riere vom Bewußt­sein ihres eli­tä­ren Sta­tus. Das fran­zö­si­sche Team ist trotz­dem schon vor Jah­ren bei Renault auf­ge­fal­len wegen Unzu­läng­lich­kei­ten im Obso­le­s­zenz­ma­nage­ment. Zuviele Aus­fälle wäh­rend der Garan­tie­zeit. Liegt an ihrer man­geln­den Team­fä­hig­keit. Abge­scho­ben zur rumä­ni­schen Toch­ter­firma soll­ten sie deren Basis­mo­dell optisch in die Nähe eines Por­sche Car­rera pro­gram­mie­ren. Her­aus­ge­kom­men ist dabei ein Nis­san Juke. Nach die­sem Mißer­folg ver­diente sich das Team bei Volks­wa­gen neben sat­tem Hono­rar einen Phae­ton mit selbst­pro­gram­mier­tem Motor als Prä­mie. Immer­hin. Der muß nun lei­der zurück in die Werk­statt. Viel­leicht krie­gen sie ihn bis Ende 2016 als gebrauch­ten Up! zurück.

Was fällt auf?

Ers­tens: Deut­sche Infor­ma­ti­ker tre­ten nicht wei­ter in Erschei­nung. Auch die deut­schen Tech­ni­ker nicht. Zumin­dest nicht die von Volks­wa­gen. Seit dem läs­si­gen Gast­auf­tritt des fran­zö­si­schen Teams in Wolfs­burg, wel­cher sich der gesam­ten Beleg­schaft als über­aus char­mant ins Gedächt­nis geprägt hat, kann sich eigent­lich kei­ner mehr erklä­ren, was die haus­ei­ge­nen Motor- und Umwelt­tech­ni­ker wirk­lich den gan­zen Tag machen.

Zwei­tens: Auch die coo­len Pro­gram­mie­rer aus dem Sili­con Val­ley fal­len in die­sem Zusam­men­hang nicht auf. Die küm­mern sich vor­wie­gend um Wer­bung. Und deren kon­text­sen­si­tive Schal­tung allent­hal­ben. Die Nef­fen von Mark Zucker­berg ver­die­nen sich gerade ihre ers­ten Mil­li­ar­den mit sub­ti­lem Mar­ke­ting für Volks­wa­gen. Die Nerds in Fort Meade fal­len noch viel weni­ger auf. Dabei war es doch die Spio­nage-Soft­ware des NSA, die über die Zei­len der Mogel­soft­ware in deut­schen Dienst­wa­gen stol­perte.

Sagt nur kei­ner.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

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