Das Blaue vom Himmel (3)

Worin unterscheiden sich japanische, indische und französische Informatiker der Automobilindustrie?

Japanische Informatiker kümmern sich um die Motorsteuerung zur Verschleierung tatsächlicher Abgaswerte unter anderem bei Toyota. Machen sie im straff hierarchisch organisierten Team. Liefern kompatible Software zum Beispiel auch an Mercedes-Benz, Ford und Fiat. Die entsprechenden Programmzeilen werden vermutlich unauffindbar bleiben.

Bei BMW in München hat ein indisches Programmiergenie die Stickoxide einfach verschwinden lassen. Dieselmotoren aus Bayern produzieren keine Stickoxide. Das größte Problem war, Spuren von Schadstoffen für die Testroutinen beim Kraftfahrtbundesamt zu inszenieren. Der Glaubwürdigkeit wegen.

Die französischen Informatiker haben allesamt in den besten Schulen von Paris studiert. Überzeugende Selbstdarstellung ist ein Kernpunkt der Ausbildung. Absolventen zehren für den Rest ihrer beruflichen Karriere vom Bewußtsein ihres elitären Status. Das französische Team ist trotzdem schon vor Jahren bei Renault aufgefallen wegen Unzulänglichkeiten im Obsoleszenzmanagement. Zuviele Ausfälle während der Garantiezeit. Liegt an ihrer mangelnden Teamfähigkeit. Abgeschoben zur rumänischen Tochterfirma sollten sie deren Basismodell optisch in die Nähe eines Porsche Carrera programmieren. Herausgekommen ist dabei ein Nissan Juke. Nach diesem Mißerfolg verdiente sich das Team bei Volkswagen neben sattem Honorar einen Phaeton mit selbstprogrammiertem Motor als Prämie. Immerhin. Der muß nun leider zurück in die Werkstatt. Vielleicht kriegen sie ihn bis Ende 2016 als gebrauchten Up! zurück.

Was fällt auf?

Erstens: Deutsche Informatiker treten nicht weiter in Erscheinung. Auch die deutschen Techniker nicht. Zumindest nicht die von Volkswagen. Seit dem lässigen Gastauftritt des französischen Teams in Wolfsburg, welcher sich der gesamten Belegschaft als überaus charmant ins Gedächtnis geprägt hat, kann sich eigentlich keiner mehr erklären, was die hauseigenen Motor- und Umwelttechniker wirklich den ganzen Tag machen.

Zweitens: Auch die coolen Programmierer aus dem Silicon Valley fallen in diesem Zusammenhang nicht auf. Die kümmern sich vorwiegend um Werbung. Und deren kontextsensitive Schaltung allenthalben. Die Neffen von Mark Zuckerberg verdienen sich gerade ihre ersten Milliarden mit subtilem Marketing für Volkswagen. Die Nerds in Fort Meade fallen noch viel weniger auf. Dabei war es doch die Spionage-Software des NSA, die über die Zeilen der Mogelsoftware in deutschen Dienstwagen stolperte.

Sagt nur keiner.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.

bertram@diehl.fr