Kollateraltröpfchen

Hallo Herr Redak­teur!

Ges­tern waren wir in der Oper von Tou­lon, meine Frau und ich. Wir haben Con­tes d'Hoffmann – Hoff­manns Erzäh­lun­gen – von Jac­ques Offen­bach gese­hen und ich mußte an Sie den­ken. Nein, nicht wirk­lich an Sie direkt, son­dern an ein Inter­view in ZEIT ONLINE. Herr Dasch­ner wurde inter­viewt von Nicola Meier viel­leicht haben Sie es ja selbst gele­sen. Herr Dasch­ner ist ein alter Bekann­ter für mich. In mei­nen jun­gen Jah­ren im Beruf war er der Spe­zia­list der Hygiene im all­ge­mei­nen und der Anti­bio­the­ra­pie im Spe­zi­el­len. Als AiP hatte ich ihn immer in der Kit­tel­ta­sche. Anti­bio­tika am Kran­ken­bett. Und offen­bar ist er immer noch der Spe­zia­list.

Ges­tern in der Oper mußte ich an die­ses Inter­view den­ken. Was Hän­de­wa­schen angeht, ist der Mann ein Fer­kel. Sagt Herr Dasch­ner.

Im Rah­men unse­res Abon­ne­ments sit­zen wir im Par­kett. Das ist fast so wie im Kino. Man kann den Kopf anleh­nen. Gera­de­aus nach vorne ist die Bühne. Frü­her saßen wir immer oben irgendwo. Das ist zu kurz an den Knien und ohne Anleh­nen am Kopf. Die Bühne zudem schräg rechts oder links. Am Ende immer schreck­li­che Kopf­schmer­zen vor lau­ter Ver­span­nung. Und der Hitze wegen. Sie haben diese Oper gerade erst über ein gan­zes Jahr reno­viert, aber die Kli­ma­an­lage ver­ges­sen oder weg­ge­las­sen. Bestimmt gab es für das Weg­las­sen der Kli­ma­an­lage eine Öko-Pla­kette. Oben auf den bil­li­gen Plät­zen sam­melt sich die Hitze. Und die Aus­düns­tun­gen der Herr­schaf­ten unten auf den teu­ren Par­kett­plät­zen. Oben muß man auch immer gucken. Zumin­dest auf die­sen seit­li­chen Plät­zen kann man nicht mal kurz die Augen zuma­chen, weil man sich ja im Blick­win­kel eines Nach­barn befin­det. Macht einen schlech­ten Ein­druck, wenn man in der Oper däm­mert. Geht oben ohne­hin nur ganz schlecht, weil man den Kopf ja nicht anleh­nen kann.

Das alles ist unten bes­ser. Par­kett, I1 und I3, mit­ten­drin. Die Leh­nen ein biß­chen spe­ckig. Roter, spe­cki­ger Samt. Samti­mi­ta­tion ver­mut­lich, Poly­es­ter. Um einen herum nur Senio­ren. Weiß­haa­rig. Hun­derte, Tau­sende haben ihre wei­ßen Schöpfe schon an diese Leh­nen gelehnt. Nicht wirk­lich appe­tit­lich der Gedanke. Fin­det Herr Dasch­ner auch. Ein biß­chen so wie im D-Zug.

In der Pause ren­nen wir immer mit den Ers­ten aus dem Saal. Eine halbe Etage wei­ter oben gibt es einen Fest­saal mit einer Art Bar in einer Ecke. Mehr ein impro­vi­sier­ter Aus­schank mit sozia­lis­ti­schem Charme. Mini­ma­lis­tisch. Nur drei Bedie­nun­gen, die natür­lich in die­ser Vier­tel­stunde Pause hoff­nungs­los über­las­tet sind. Und in ihrer Über­for­de­rung sozia­lis­ti­schen Charme ver­sprü­hen. Mini­ma­lis­ti­schen Charme. Wenn man nicht zu den Ers­ten an die­sem Aus­schank gehört, hat man sei­nen Sekt erst, wenn die Pause schon fast wie­der zu Ende ist. Die Senio­ren drän­gen sich mit har­ten Ellen­bo­gen wie die Schweine am Trog. Es gibt Was­ser mit und ohne Koh­len­säure, diverse Frucht­säfte, ein paar Sor­ten Zucker­brau­se­lö­sun­gen und Cham­pa­gner. Fünf Euro fünf­zig die Schale Cham­pa­gner. Wir trin­ken jeder eine Schale.

Nach dem Sekt gehe ich fast immer auf Toi­lette. Nichts ist blö­der, wenn man unten, den Kopf schön ange­lehnt an etwas spe­cki­gen Leh­nen unter Sekt­ein­fluß die Augen einen Moment, einen Moment nur, zuma­chen möchte und dann erst merkt, daß die Blasé zu voll ist. Wenn es ganz schlimm kommt, kann man an gar nichts ande­res mehr den­ken als an seine volle Blasé. Man kann nicht mehr zuhö­ren, geschweige denn die Augen schlie­ßen und ein biß­chen weg­däm­mern. Des­we­gen immer schnell noch auf Toi­lette.

Die Tür zur Her­ren­toi­lette klemmt etwas beim Öff­nen. Wahr­schein­lich auch eine Folge der Reno­vie­rung. Der Mar­mor­bo­den ist etwas uneben gera­ten. Dafür schließt sie auto­ma­tisch und hef­tig, mit lau­tem Knall. Der Feder­me­cha­nis­mus der Tür stammt wahr­schein­lich aus dem Bau­markt und ist schlecht ein­ge­stellt. Gleich hin­ter der Tür der Vor­raum mit einer Wasch­be­cken­zeile in durch­ge­hen­der Stein­platte. Die Was­ser­hähne bil­lige Bau­markt­ware, Desi­gner­mo­del­len nach­emp­fun­den. Alle wackeln im Mar­morimi­tat. Offen­bar kamen auch die Instal­la­teure aus dem Bau­markt. Links der Wasch­be­cken­zeile ein Klo mit Tür und ein offe­ner Raum mit Piss­be­cken­zeile. Vier Stück davon, etwas zu dicht neben­ein­an­der. Man kann dem Her­ren nebenan auf den Pim­mel gucken. Mich hemmt das, wenn mir jemand beim Pin­keln zuguckt. Allein die Idee schon, daß neben mir jemand gucken könnte, macht mir akute Pro­sta­ta­hy­per­tro­phie. Manch­mal wer­den zwei Her­ren, zumeist grau­haa­rig, neben mir fer­tig, bevor es bei mir zu tröp­feln beginnt. Ältere Her­ren haben es immer eilig. Oft packen sie ihren Pim­mel erst im Weg­dre­hen wie­der rich­tig ein. Neun­zig Pro­zent aller Toi­let­ten­be­su­cher waschen ihre Hände nicht. Und zer­ren mit unge­wa­sche­nen Hän­den am Tür­knauf. Ich wasche meine Hände immer. In der Oper am Desi­gne­ri­mi­tat. Mit Seife aus dem Spen­der. Ist sogar immer wel­che drin. Wäh­rend­des­sen ver­läßt der letzte Senior den Raum. Mit lau­tem Knall fällt die Tür zu.

In die­sem Moment, mit die­sem Knall, beginne ich diese Men­schen mit Wasch­zwang zu ver­ste­hen. Man kann die­sen Tür­knauf nicht anfas­sen. Da klebt Urin dran. Auch wenn die Her­ren den Trop­fen, der ihnen zwi­schen die Fin­ger gekom­men ist, schnell an ihrer Hose abge­wischt haben. Spu­ren ihrer Aus­schei­dun­gen kle­ben an die­sem Tür­knauf. Spu­ren Hun­der­ter von Tröpf­chen. Das kann ich nicht anfas­sen. Die Trop­fen sieht man natür­lich nicht. Aber ich weiß davon. Ich habe ja gerade erst den Mecha­nis­mus gese­hen. Aus nächs­ter Anschau­ung. Män­ner, die sich den letz­ten Trop­fen vom Pim­mel schüt­teln. Kol­la­te­ral­t­röpf­chen an den Fin­gern. Und jetzt zwangs­läu­fig am Tür­knauf. Weil sich kaum einer die Hände wäscht vor lau­ter Eile. Eine Tür, die klemmt und nach innen auf­geht. Ginge sie nach außen auf, zum Flur hin, könnte ich sie ja ein­fach mit dem Fuß auf­schie­ben. Ich kann das nicht anfas­sen! Wenn wenigs­tens auf dem Flur dahin­ter noch ein Wasch­be­cken wäre! Oder ich Ein­mal­hand­schuhe aus dem Kran­ken­haus dabei­hätte. Oder ein Tempo, irgend­was, womit ich die­sen Tür­knauf ohne Direkt­kon­takt anfas­sen könnte. An der Wasch­zeile gibt es – ganz öko­lo­gisch, das muß ein Uni­kat sein an der gesam­ten Côte d'Azur – keine Papier­hand­tuchs­pen­der, son­dern so einen Hand­tuch-Band­au­to­ma­ten. So ein Ding, aus dem man einen hal­ben Meter fri­sches Hand­tuch zieht und gleich­zei­tig der benutzte Teil des Ban­des unten in der Kiste ver­schwin­det. Nichts, was man mit­neh­men könnte, nichts, was als Schutz vor Urin­spu­ren geeig­net wäre. Ich kann nur auf einen wei­te­ren eili­gen Senio­ren hof­fen. Dicht an der Tür war­ten, rein­las­sen, Fuß in die Tür und mich ret­ten, bevor sie wie­der zuknallt.

Das nächste Mal werde ich eine Packung Tem­pos dabei­ha­ben. Zumin­dest eins. Um den Tür­knauf im Her­ren­klo anfas­sen zu kön­nen. Aber das nehme ich mir schon seit Jah­ren vor.

Ande­rer­seits gibt es eben die Aus­sa­gen von Herrn Dasch­ner bei der ZEIT. Da spricht er von der über­all und mas­sen­haft vor­han­de­nen Mikrobe, die eigent­lich nie krank­ma­chend ist. Nicht mal im ICE-Abteil und den zuge­schis­se­nen Zug­toi­let­ten. Nur in der offe­nen Wunde. Sagt Herr Dasch­ner. Ich sollte mich also nicht so anstel­len auf dem Opern­klo in Tou­lon. Völ­lig unge­fähr­lich. Und außer­dem völ­lig nor­mal das mit den Kol­la­te­ral­t­röpf­chen. Unge­fähr­lich sowieso. Aber auch nor­mal. Auf einem Kon­gress von Hygie­ni­kern haben sie eine Art wis­sen­schaft­li­che Erhe­bung durch­ge­führt, erzählt Herr Dasch­ner in sei­nem Inter­view. In den Toi­let­ten des Kon­gress-Zen­trums. Das Resul­tat: nicht ein­mal die Hälfte der Teil­neh­mer, Aka­de­mi­ker immer­hin und Spe­zia­lis­ten, was die Mikrobe betrifft, wäscht sich die Hände nach der Toi­let­ten­be­nut­zung. Alles nicht so schlimm also. Nor­mal gera­dezu.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

bertram@​diehl.​fr


Französische Hölle

Das reicht nicht für das Para­dies. Du mußt in die Hölle. Aber dir bleibt die Wahl zwi­schen deut­scher Hölle und fran­zö­si­scher.

Na gut. Wie sieht's denn in der deut­schen Hölle aus?

In der deut­schen Hölle gibt es sie­den­des Öl, glü­hende Kohle, ros­tige Nägel unter die Zehen­nä­gel, Zan­gen, Dau­men­schrau­ben.

Und was gibt es in der fran­zö­si­schen?

In der fran­zö­si­schen Hölle gibt es sie­den­des Öl, glü­hende Kohle, ros­tige Nägel unter die Zehen­nä­gel, Zan­gen, Dau­men­schrau­ben.

Das ist ja das Glei­che!

Im Prin­zip schon, ich würde dir aber die fran­zö­si­sche emp­feh­len.

Wieso das, was ist der Unter­schied?

In der fran­zö­si­schen Hölle gibt es mal kein Öl, mal keine Nägel. Und die Zan­gen funk­tio­nie­ren auch nicht immer. Manch­mal streikt das Per­so­nal.

So ähn­lich geht der Lieb­lings­witz mei­ner Frau.

Im Kino von La-Salle-les-Alpes. La-Salle-les-Alpes liegt in den fran­zö­si­schen Alpen, ist Teil des Ski­ge­biets von Serre Che­va­lier ober­halb von Bri­ançon. Tiefs­tes Frank­reich. Die gut neun­hun­dert stän­di­gen Ein­woh­ner von La-Salle-les-Alpes leben vom Tou­ris­mus, vor allem Ski-Tou­ris­mus. Gegen­über des Centre com­mer­cial das Kino, "Le Con­corde", ein zweck­mä­ßi­ger Bau aus den Sech­zi­ger Jah­ren. Jeden Tag andere Filme. Zwei Säle, zwei Vor­stel­lun­gen, eine um 18 Uhr, die zweite um 21 Uhr. Vier ver­schie­dene, halb­wegs aktu­elle Filme, ein rich­ti­ges Pro­gramm! Bei Schnee­fall eine wei­tere Vor­stel­lung um 14:30 Uhr. Wahr­schein­lich wird das Kino mas­siv sub­ven­tio­niert.

Vor­ges­tern, Mon­tag, haben wir "La nuit au musée 3" gese­hen. Er müßte uns dar­auf hin­wei­sen, daß die Hei­zung nicht funk­tio­nie­ren würde, sagte der junge Mann an der Kasse. Die aktu­elle Raum­tem­pe­ra­tur, ergänzte er unge­fragt, läge bei zehn Grad. Dafür gebe es alle Plätze zum Kin­der­ta­rif von 4,50 Euro.

Ges­tern woll­ten wir "Pad­ding­ton" in der Früh­vor­stel­lung um 18 Uhr sehen. Der glei­che junge Mann wies uns wie­der dar­auf hin, daß die Hei­zung nicht funk­tio­nie­ren würde. Die aktu­elle Raum­tem­pe­ra­tur prä­zi­sierte er – auf Nach­frage – mit "etwa zehn Grad". Die Plätze gab es zum Ein­heits­ta­rif von nur noch 3,50 Euro. Zehn Grad kann man ein­ein­halb Stun­den aus­hal­ten. Immer­hin ist es wind­still im Kino.

Um 18:30 Uhr bit­tet der junge Mann den halb gefüll­ten Saal um Auf­merk­sam­keit. "Pad­ding­ton" könne er aus "ver­mut­lich" tech­ni­schen Grün­den nicht star­ten, weder in die­sem Saal noch im ande­ren. Er würde uns alter­na­tiv einen Zei­chen­trick­film anbie­ten – "Les Nou­veaux Héros". Oder den Ein­tritts­preis zurück­er­stat­ten. Bei die­sen Wor­ten beginnt sich der Saal zu lee­ren. Wir blei­ben. Eine wei­tere Vier­tel­stunde spä­ter, kurz vor dem Ende des Vor­films ent­steht Tumult im Ein­gangs­be­reich hin­ten. Flu­chende Väter, zischende Müt­ter, quen­gelnde Kin­der. Offen­bar war auch die Rück­erstat­tung der Ein­tritts­kar­ten wegen "ver­mut­lich" tech­ni­scher Hin­der­nisse nur teil­weise erfolg­reich.

Fran­zö­si­sche Hölle.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

bertram@​diehl.​fr


Trüffelmarkt in Aups

Meine Frau wird nächste Woche in einer Fami­li­en­an­ge­le­gen­heit nach Deutsch­land rei­sen und unter ande­rem ihren Cou­sin tref­fen. Der Cou­sin ist ambi­tio­nier­ter Profi-Hob­by­koch. Er ist Ober­koch­bru­der eines Koch­clubs mit eli­tä­rem Anspruch. Meine Frau will ihn mit schwar­zem Trüf­fel aus der Pro­vence beein­dru­cken. Trüf­fel gibt es in Aups. Dort fin­det jeden Don­ners­tag Mor­gen von Ende Novem­ber bis Ende Februar Mar­ché aux Truf­fes statt, Trüf­fel-Markt. Frank­reich­weit der dritt­größte.

Aups liegt im Hin­ter­land, mit­ten in dem, was man Pro­vence nennt, da, wo die Zikade wohnt, die Pinie duf­tet und die Pla­tane Schat­ten über Alleen und Markt­plät­zen spen­det. Aups ist ein pro­vença­li­sches Dorf wie aus dem Bil­der­buch. Eine gute Stunde mit dem Auto von Tou­lon. Ich muß fah­ren, weil meine Frau bis nächste Woche keine Zeit hat.

Am Don­ners­tag Mor­gen Mitte Januar muß das Dorf ohne Zika­den aus­kom­men. Tem­pe­ra­tu­ren in Gefrier­punkt­nähe. 8:06 Uhr am Markt­platz nach einer Stunde und sieb­zehn Minu­ten durch Nebel­bänke auf kur­vi­gen Dépar­te­men­tal­stra­ßen. Wie aus­ge­stor­ben der Platz. Erstaun­lich. Wenn bei uns Markt­tag ist, sind die ers­ten Stände um halb acht fer­tig auf­ge­baut. Hier fin­det sich außer mir nur ein Müll­mann in knall­grü­ner Leucht­weste. Schraubt was an sei­nem Müll­wa­gen. Auf dem Behin­der­ten-Park­platz direkt vor dem Rat­haus. Die Cafés am Platz alle geschlos­sen. Kein Trüf­fel­händ­ler weit und breit. Ein Senior in Mor­gen­man­tel mit hoch­ge­schla­ge­nem Kra­gen und grau­brau­nen Filz­pan­tof­feln. Keine Socken. Blaue Äder­chen am Knö­chel. Baguette unter dem Arm, Kippe im Mund­win­kel. Bas­ken­mütze. Wie aus dem Bil­der­buch. Ver­mut­lich aber kein Trüf­fel­händ­ler.

Mar­ché aux truf­fes de 9:30 heu­res à 12:00 heu­res steht auf einem Zet­tel im Schau­fens­ter des Office de tou­risme links unten im Rat­haus. Wahr­schein­lich ist das ernst gemeint. Paßt nicht wirk­lich in meine Stra­te­gie.

Meine Stra­te­gie hat mit pro­vença­li­scher Bil­der­buch­i­dylle nichts zu tun. Mein Stra­te­gie war knapp und teu­to­nisch effi­zi­ent: Vor­fah­ren in Aups und dem erst­bes­ten Trüf­fel­händ­ler, der sei­nen Stand auf­baut, zwei­hun­dert Gramm Knol­len abkau­fen und wie­der weg­fah­ren. Zack­zack! Zum Früh­stück der Kin­der, die heute keine Schule haben, wie­der zuhause. So hätte das bei uns im Dorf funk­tio­niert. So mache ich das immer. Im Rah­men mei­ner stra­te­gi­schen Vor­ga­ben hätte der erst­beste Trüf­fel­händ­ler sei­nen Auf­tritt spä­tes­tens um 8:00 Uhr haben müs­sen.

Plan B.

War­ten in ark­ti­scher Kälte. Bei lau­fen­dem Motor. Was? Tut mir leid, soll ich bei ark­ti­scher Kälte erfrie­ren? Vier Halb­wai­sen hin­ter­las­sen? Was soll ich denn machen, wenn die pro­vença­li­sche Bil­der­buch­i­dylle ohne Café und Zikade aus­kom­men muß? Um halb neun ist der Müll­man weg. Ein wei­ßer Lie­fer­wa­gen fährt vor. Parkt direkt vor mir. Der Fah­rer baut lust­los und in Zeit­lupe sei­nen Stand auf. Tische, Kis­ten. Decken auf Tische und Kis­ten. Ein Klapp­stuhl. Zwei Schirme über Tischen, Kis­ten und Klapp­stuhl. Schirme! Die Zikade wird für 10:30 Uhr erwar­tet. Oder Regen? Wohl kaum, der Him­mel immer­hin ist der aus der Post­karte zur pro­vença­li­schen Bil­der­buch­i­dylle. Die Schirme ver­mut­lich auch. Kein Him­mel ohne Schirme. Der Mann mit den Schir­men kann auf Anspra­che Bon­jour sagen und Bonne année. Jedoch, lei­der, nein, er ist nicht der Trüf­fel­händ­ler. Er wird Blu­men ver­kau­fen. Die Trüf­fel­händ­ler kom­men aber noch, wird nicht mehr lange dau­ern.

Kurz nach neun kommt tat­säch­lich Leben in die Szene. Meist ältere Herr­schaf­ten, oft Ehe­paare, bauen kleine Klapp­ti­sche auf, legen bunte Wachs­tuch-Decken dar­über, stel­len gefloch­tene Körb­chen dar­auf. Leere Körb­chen. Und digi­tale Prä­zi­si­ons­waa­gen. Sie ken­nen sich alle, grü­ßen mit Küß­chen links-rechts-links, bonne année, nur das Beste, lan­ges Leben, Glück, Reich­tum und Zufrie­den­heit, vor allem aber Gesund­heit! Sie haben sich viel zu erzäh­len, als hät­ten sie nicht mehr gese­hen seit Weih­nach­ten. Das ist Markt­tag in Süd­frank­reich wie man sich das vor­stellt. Eine die­ser Sze­nen aus der pro­vença­li­schen Bil­der­buch­i­dylle. Die Szene kenne ich. Feh­len die Tou­ris­ten, die fri­sier­ten Mopeds, die Zika­den. Feh­len vor allem die Trüf­fel­knol­len. Die fin­den sich ver­mut­lich in den Plas­tik­tü­ten unter den nett deko­rier­ten Klapp­tisch­chen. Ich habe kalte Füße und Hände und will zurück in mei­nen Plan A. Kau­fen und weg.

Außer einer acht­köp­fi­gen Tou­ris­ten­gruppe aus Hol­land mit loka­lem Rei­se­füh­rer und drei oder vier Ein­zel­käu­fern keine Kun­den außer mir. Wir ste­hen mit im Rund der Klapp­ti­sche, tre­ten frös­telnd von einem Bein aufs andere und haben uns ange­lä­chelt. Der Rei­se­füh­rer sagt was auf Hol­län­disch. Er kennt das schon. Geht wohl gleich los.

Punkt­ge­nau 9:30 Uhr betritt ein unschein­bar Uni­for­mier­ter die Szene. Voilà! Mit einer Tröte. Er trö­tet ein­mal und ruft: Le mar­ché est ouvert! Der Markt ist eröff­net. Auch das ist Frank­reich. Sie haben Ele­mente aus der Mon­ar­chie bis in die Jetzt­zeit mit­ge­nom­men. Am liebs­ten hät­ten sie noch einen Lud­wig in Ver­sailles sit­zen. Nur um ihm frü­her oder spä­ter unzu­frie­den und öffent­lich den Kopf abzu­ha­cken und im glei­chen Atem­zug den nächs­ten Lud­wig jubelnd nach Ver­sailles zu brin­gen. Es lebe der König! Der Markt ist eröff­net.

Die Tröte ist das Signal für die älte­ren Ehe­paare. Aus den Plas­tik­tü­ten unter den Klapp­ti­schen wer­den Trüf­fel­knol­len in die Körb­chen dra­piert. Die Ein­zel­kun­den und die Tou­ris­ten­gruppe schlen­dern von Klapp­tisch zu Klapp­tisch. Tas­ten, rei­ben, schnüf­feln.

Ein Typ in brau­ner Leder­ja­cke spricht mich an. Ob ich Trüf­fel kau­fen wollte. Klar, wofür sonst bin ich denn hier? Er hätte da wel­che in sei­ner Tüte. Tüte, wel­che Tüte? Die Tüte ist unter der Jacke ver­steckt. Drei­hun­dert Gramm schwarze Trüf­fel, sagt er. Fünf­hun­dert Euro das Kilo. Das ist rela­tiv güns­tig. Er hätte aller­dings kei­nen Tisch hier. Der Stand­ge­büh­ren wegen. Zur Abwick­lung müß­ten wir zudem von hier ver­schwin­den, den ande­ren Händ­lern würde das nicht so gefal­len. Schwarz­han­del in Neben­stra­ßen – das kenne ich von frü­her. Aus mei­nem Stu­dium nicht weit von Sibi­rien. Im schlimms­ten Fall bleibt man phy­sisch beschä­digt und ohne Geld zurück. Manch­mal bekam man eine Rolle straff gewi­ckel­tes Zei­tungs­pa­pier statt eines Packens Dritt­welt­wäh­rung für sei­nen schö­nen Hun­dert-Dol­lar-Schein. Oder eine gefälschte Tau­send-Zloty-Note. Kenn' ich. Der hier will mir ver­mut­lich ein Säck­chen gam­me­lige Kar­tof­feln ver­kau­fen. Ich würde viel­leicht auf sein Ange­bot zurück­kom­men, gerne aber zunächst die Ware der Kon­kur­renz begut­ach­ten.

Plan B ist letzt­end­lich auch nicht so schlecht. Inter­es­sant. Die Kin­der kön­nen auch ohne mich früh­stü­cken.

Noch nie hatte ich soviel Muße, das Ange­bot wirk­lich zu stu­die­ren. Ich darf die Knol­len anfas­sen, kleine Scheib­chen abschnei­den, sie in der Hand wär­men, das Aroma auf­neh­men. Ein Dut­zend Tisch­chen mit Deck­chen und Körb­chen. Prä­zi­si­ons­waa­gen, die Mil­li­gramm direkt in Euro und Cent umrech­nen. Bil­der in Klar­sicht­hül­len vom Trüf­fel­schwein, vom Trüf­fel­hund neben den Körb­chen mit den Knol­len. Mit dem Besit­zer am ande­ren Ende der Leine. Als Beweis der Authen­zi­tät quasi. Jeder ist der ein­zig Ehr­li­che, alle ande­ren Hals­ab­schnei­der. Unter uns, sagen sie. Die, deren Kilo­gramm tau­send Euro kos­ten soll, haben eben ein­fach den schwär­zes­ten Trüf­fel. Sagen diese. Trüf­fel für sechs­hun­dert ist ent­we­der alt oder nicht rich­tig schwarz. Wenn einer tau­send haben will, hat er ihn selbst bil­lig gekauft, alt oder nicht wirk­lich schwarz, und will ihn mit rich­tig Gewinn ver­kau­fen. Sagen die ande­ren.

Am Ende bleibt es für den Laien Zufall. Intui­tion. Oder so. Die Form der Knol­len, die Zwi­schen­mensch­lich­keit zum Schwei­n­e­füh­rer. Der Preis. Der Profi kauft ver­mut­lich ohne­hin woan­ders. Ver­mut­lich ohne das Rah­men­pro­gramm pro­vença­li­scher Bil­der­buch­i­dylle.

Die Hälfte der Knol­len wird meine Frau nach Deutsch­land mit­neh­men. Als Geschenk für den Cou­sin. Die andere Hälfte ist für zuhause. Mein Zweit­ge­bo­re­ner, des­sen Tole­ranz­gren­zen die kuli­na­ri­schen Optio­nen der ver­sor­gen­den Eltern typi­scher­weise in äußerst knap­pem Rah­men hal­ten, träumt von Trüf­fel-Rührei. Immer­hin.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

bertram@​diehl.​fr


Die­ser Text erschien in einer gekürz­ten Ver­sion am 27. Januar 2015 als Leser­ar­ti­kel bei ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/reisen/2015–01/trueffel-markt-aups)


Über­setzt ins Fran­zö­si­sche – Choi­sir la truffe au pifomètre - erschien der Leser­ar­ti­kel sei­ner­seits in der Bei­lage – La Pro­vence vue par la presse étran­gère – von N° 1288 des Cour­rier inter­na­tio­nal vom 9. Juli 2015.

Meilleurs vœux

Frei­tag

Hier­zu­lande, wo sich die Men­schen etwas extro­ver­tier­ter geben, medi­ter­ra­ner eben, wünscht man sich zum Jah­res­wech­sel nicht nur pau­schal alles Gute oder ein Schö­nes Neues. Die bes­ten Wün­sche – meilleurs vœux – wer­den gerne noch in aller­lei Details prä­zi­siert: Glück, Zufrie­den­heit, Geld, Kin­der­se­gen zum Bei­spiel. Erst die Wün­sche, dann die Küsse. Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, Schwes­tern, Pfle­ger, Heb­am­men, die Tele­fo­nis­tin, Hilfs­pfle­ge­rin­nen, alle. Sogar die Ober­schwes­ter und Damen aus der Ver­wal­tung. Damen, die mir völ­lig unbe­kannt sind, die sich sonst ver­mut­lich hin­ter Türen der Tep­pich­bo­den­flure ver­ste­cken. Sieht man ganz sel­ten. Ver­wal­tung eben. Sagen mir wegen mei­nes Kit­tels Bon­jour. Und, des kürz­li­chen Jah­res­wechs­les wegen, bonne année. Den­ken sich, das muß einer der Dok­to­ren sein, den sie ver­wal­ten. Wer­den umge­hend geküßt. Bonne année, meilleurs vœux, bonne santé.

Der ganze Ser­mon zum neuen Jahr muß, glaube ich, ich bin bis jetzt, in all den Jah­ren, noch nicht wirk­lich dahin­ter gekom­men, ob die­ses Ritual bestimm­ten Regeln folgt, es muß aber mit der Gesund­heit enden. Man kann den Lot­to­ge­winn anbrin­gen, ein neues Auto, Erfül­lung in der Liebe, tolle Ferien. Vor allem aber gesund! Der Rest wird dann schon! Sur­tout la santé! Le reste va suivre! Voilà! Dazu voll Zuver­sicht und Herz in die Augen gucken. Mit man­chen Schwes­tern und Heb­am­men ist das nett. Das Wün­schen und die ter­mi­na­len Küß­chen links, rechts, mit dezen­tem Anfas­sen. Ober­arm, Unter­arm, Taille. Wo's gerade paßt. Nett, ins­be­son­dere, wenn die Augen nett gucken. Ganz dicht ran, Wange an Wange, ein­at­men, riecht oft gut, Küß­chen.

Kol­la­te­ral muß man auch man­che Män­ner küs­sen. Ber­nard. Chef der Vis­ze­ral­chir­ur­gen. Noch-Chef. Geht die­ses Jahr in Rente. Ber­nard ist lei­der meist unra­siert. Unge­wa­schen. Sein Bad zu Weih­nach­ten ist auch schon einen guten Monat alt. Okay, ich über­treibe etwas. Mas­si­ver Zahn­stein aber, Essen­reste. Olfak­ti­ves Feu­er­werk. Um es mal posi­tiv aus­zu­drü­cken. Ich habe mir für die­ses Jahr eine posi­tive Aus­strah­lung vor­ge­nom­men, übri­gens. Aktive Posi­ti­vie­rung. Am liebs­ten begrüße ich ihn nor­ma­ler­weise von einem zum ande­ren Flu­rende. Nur zum Geburts­tag und wenn es sich durch unglück­li­che zeit­lich-räum­li­che Kon­stel­la­tio­nen gar nicht ver­mei­den läßt, geben wir uns die Hand, seine ist so eine kraft­los-schwam­mig-wei­che. Die sich zudem noch irgend­wie klamm anfühlt. Manch­mal erwischt er mich in mei­nem Büro, um mir weit­schwei­fig von irgend­wel­chen unglaub­lich inter­es­san­ten Fäl­len auf sei­ner Sta­tion zu erzäh­len und meine Mei­nung dazu zu hören. Ver­steckte Blin­därme, ent­zün­dete Diver­ti­kel, ver­sof­fene Bauch­spei­chel­drü­sen. Meine Mei­nung ent­spricht meis­tens sei­ner, ein­fach weil er so aus dem Mund und über­haupt nicht gut riecht. Schwie­rig nur, wenn er mir meh­rere Mei­nun­gen anbie­tet und jede ein­zelne hin­sicht­lich ihrer anäs­the­sio­lo­gi­schen Rele­vanz dis­ku­tiert haben möchte. Aber er ist eben der Chef. Vor Jah­ren mußte er mich zudem als Chef der Com­mis­sion médi­cale d'Établissement zum Beam­ten wäh­len. Hat er trotz anfäng­li­cher Beden­ken gemacht. Dafür bin ich ihm dank­bar. Und er ist älter als ich. Alter wird respek­tiert. Er duzt mich, ich sieze ihn.

An sei­nem ers­ten Arbeits­tag im neuen Jahr erwischt er mich kalt. Auf dem Flur sei­ner Sta­tion laufe ich ihm gera­de­wegs in die Arme. Er nimmt die Brille ab. Das ist das Zei­chen. Wenn ich die Brille abnehme, weiß auch die Tele­fo­nis­tin, daß sie jetzt geküßt wer­den wird. Und gerät ins Stot­tern. Sowas! Wird sogar ein biß­chen rot. Nehme ich auch per­sön­lich. Posi­tiv per­sön­lich. Ber­nard hat also die Brille abge­nom­men. Muß ich also durch mit den Küs­sen. Defi­ni­tiv. Es gibt außer Küs­sen kei­nen Grund, mit­ten auf dem Sta­ti­ons­flur die Brille abzu­neh­men. Küß­chen mit Ber­nard trei­ben mir die Trä­nen in die Augen. Das olfak­tive Feu­er­werk. Aus unmit­tel­ba­rer Nähe ein Poten­tial wie Ammo­niak. Meine Trä­nen nimmt er sicher per­sön­lich. Posi­tiv per­sön­lich offen­bar. Dafür gleich noch­mal. Ich habe ihn schon letz­tes Jahr geküßt. Und das vor­vor­letzte. In all den Jah­ren vor und nach mei­ner Wahl zum Beam­ten. Wahr­schein­lich erin­nert er sich daran. Die­ses wird das letzte Mal gewe­sen sein.

Céline, die Sta­ti­ons­schwes­ter, macht den Neues-Jahr-Zau­ber mit Ber­nard trotz bekann­ter Letzt­ma­lig­keit ohne Anfas­sen und ohne Küs­sen. Das ist mutig. Geht eigent­lich nicht. Ber­nard ist immer­hin der Chef. Und hat die Brille abge­nom­men, mit­ten auf dem Flur, sich leicht vor­ge­beugt. Die Lip­pen zum Küß­chen gespitzt. Mutig von Céline, aber ver­ständ­lich. Ver­mut­lich der Essens­reste wegen. Oder sie hat von sei­ner Ammo­kinak-Aura schon bei der Über­gabe gehört. Läßt sogar die Gesund­heit aus. Hat zufäl­lig gerade beide Hände voll. Ganz zufäl­lig. 28 Fens­ter geht's nicht so gut, nuschelt sie schnell. Und der arme Ber­nard bleibt ohne Brille kurz­sich­tig ste­hen. Tut er mir fast leid.

Mon­tag. Dienst.

Meine Runde über die Sta­tio­nen habe ich hin­ter mir. Nichts los. Nicht mal ein gut gereif­ter Blind­darm von Ber­nard in der Not­auf­nahme. Ich lang­weile mich. Abste­cher in den Kreiß­saal. Keine Erst­ge­bä­rende im Kreiß­saal, die nach einem Peri­du­ral­ka­the­ter schreit. Nadja, Lae­ti­tia und Phil­ippe lang­wei­len sich auch. Phil­ippe? Wir haben ziem­lich viele Män­ner bei den Heb­am­men. Phil­ippe, Sébas­tien, Wil­fried und Jérôme. Beruf: Maïeu­ti­cien. Der Begriff für die männ­li­che Heb­amme. Seit ein paar Jah­ren Teil mei­nes akti­ven Wort­schat­zes. Ich habe zusätz­lich bei wiki­pe­dia nach­ge­le­sen. Ent­bin­dungs­pfle­ger hei­ßen sie in Deutsch­land. Heb­amme in Öster­reich auch die männ­li­chen Ver­tre­ter. 2013 keine männ­li­che Heb­amme in Öster­reich. Drei in ganz Deutsch­land. Wir haben vier. An mei­ner Pro­vinz­klit­sche! Dar­un­ter Phil­ippe. Dick­li­cher Gesichts­haar­trä­ger. Voll­bart. Kopf­tuch­frauen sol­len sich mal nicht so anstel­len. Wird ihnen und ihren Män­nern gleich bei der Auf­nahme ver­kün­det. Wahr­schein­lich ein Aus­druck von Liberté und Éga­lité. Viel­leicht paßt das sogar zur Fra­ter­nité. Finde ich per­sön­lich auch ziem­lich grenz­wer­tig. Wäh­rend mei­ner Kar­riere damals, Ende des letz­ten Jahr­tau­sends in katho­li­schen Kran­ken­häu­sern im öst­li­chen West­fa­len, waren männ­li­che Heb­am­men kate­go­risch undenk­bar. Phil­ippe jeden­falls mag ich nicht so. Nicht wegen des Über­ge­wichts oder der Gesichts­be­haa­rung. Viel­leicht ein Vor­ur­teil. Phil­ippe war mal in Indien für ein paar Monate Aus­zeit. Ich hatte gehofft, er würde ein­fach dort blei­ben und in lang­fris­ti­ger Suche nach Erleuch­tung ver­har­ren. Und dann war er doch wie­der da. Ohne Erleuch­tung, wie mir scheint. Wird nicht geküßt. Es gibt Gren­zen. Dafür Lae­ti­tia. Lae­ti­tia sieht aus, als wäre sie mal Model gewe­sen. Guckt auch sehr nett. Ich nehme das per­sön­lich. Obwohl sie ver­mut­lich jeden nett anguckt. Trägt etwas zuviel von zu bil­li­gem Par­fum auf. Sie hat ein Haus gekauft mit ihrem Mann letz­tes Jahr, nicht weit vom Meer, Weih­nach­ten war dies­mal etwas knap­per im Bud­get wohl. Egal. Ein gutes neues Jahr! Die bes­ten Wün­sche! Und – vor allem – Gesund­heit! Santé!

Und Serge. Serge lasse auch ich aus mit dem Küs­sen. Schö­nes Neues, beste Wün­sche, gute Gesund­heit. Die Kurz­fas­sung. Serge ist Prit­schen­schie­ber. Hat nur Ficken im Kopf. Ficken ist nicht meine Wort­wahl, ist Bestand­teil sei­nes akti­ven Sprach­wort­schat­zes in Deutsch. Serge war vor Jah­ren mit sei­ner Col­lège-Klasse auf Aus­tausch in Mann­heim. Isch­libbe­disch hat er außer­dem gelernt und wills­dum­im­mirschlaf­fän. Das ist Serge pur. Aller­dings kann Serge dazu auch Poli­tik. Fragt mich immer, wann ich Angela zum letz­ten Mal so rich­tig ran­ge­nom­men hätte. Fin­det er rasend ori­gi­nell. Ein Joke, der mit zuneh­men­dem Alter an Würze zu gewin­nen scheint. Basal­fran­zose. Tut so, als hätte er schon alle gehabt im Centre hos­pi­ta­lier und in der Stadt dazu. Und ich nur Angela. Ver­mut­lich. Aber immer­hin. Er dafür alle ande­ren, die halb­wegs was her­ma­chen. Angela und ich las­sen uns ande­rer­seits nicht erwi­schen, sage ich dann. Nicht so, wie Ser­ges blö­der Prä­si­dent. Der sich mit einer Schau­spie­le­rin auf dem Mofa foto­gra­fie­ren läßt. Abends. Crois­sants vom Body­guard zum Früh­stück. Wie­der Fotos. Serge fin­det das cool.

Bonne année!

Modi­fi­zier­ter Vor­schlag von für die Januar-Aus­gabe 2016 des Riviera-Maga­zins. Um im Rah­men von 3.500 Zei­chen zu blei­ben:

Hier­zu­lande, wo sich die Men­schen etwas extro­ver­tier­ter geben, medi­ter­ra­ner eben, wünscht man sich zum Jah­res­wech­sel nicht nur pau­schal alles Gute oder ein Schö­nes Neues. Die bes­ten Wün­sche – meilleurs vœux – wer­den gerne noch in aller­lei Details prä­zi­siert: Glück, Zufrie­den­heit, Geld, Kin­der­se­gen zum Bei­spiel. Wün­sche und Küsse. Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, Schwes­tern, Pfle­ger, Heb­am­men, die Tele­fo­nis­tin, Hilfs­pfle­ge­rin­nen, alle wer­den bewünscht und geküsst. Sogar die Ober­schwes­ter und Damen aus der Ver­wal­tung. Damen, die ich nur vom Sehen kenne, die sich sonst hin­ter Türen der Tep­pich­bo­den­flure ver­ste­cken. Sieht man ganz sel­ten. Ver­wal­tung eben. Sagen mir wegen mei­nes Kit­tels Bon­jour. Den­ken sich, das muß einer der Dok­to­ren sein, den sie ver­wal­ten. In Zivil­klei­dung wür­den sie mich maxi­mal für einen Pati­en­ten hal­ten. Wün­schen mir auch, des kürz­li­chen Jah­res­wechs­les wegen, bonne année. Wer­den umge­hend geküsst. Bonne année, meilleurs vœux, bonne santé.

Der ganze Text zum neuen Jahr muß, glaube ich, ich bin bis jetzt, in all den Jah­ren, noch nicht wirk­lich dahin­ter gekom­men, ob die­ses Ritual bestimm­ten Regeln folgt, es muß aber mit der Gesund­heit enden. Man kann den Lot­to­ge­winn anbrin­gen, ein neues Auto, Erfül­lung in der Liebe, tolle Ferien. Vor allem aber gesund! Der Rest wird dann schon! Sur­tout la santé! Le reste va suivre! Voilà! Dazu voll Zuver­sicht und Herz in die Augen gucken. Mit man­chen Schwes­tern und Heb­am­men ist das nett. Das Wün­schen und die Küß­chen links, rechts. Vor allem, wenn sie nett gucken. Zum neuen Jahr gucken sie fast alle nett. Spä­ter gibt sich das wie­der. Ganz dicht ran, Wange an Wange, riecht oft gut, Küß­chen.

Kol­la­te­ral muß man auch man­che Män­ner küs­sen. Xavier. Chef der Bauch­chir­ur­gie. Noch-Chef. Xavier geht bald in Rente. Ist lei­der meist unra­siert. Oft unge­duscht. Sein Bad zu Weih­nach­ten ist auch schon einen knap­pen Monat alt. Okay, ich über­treibe etwas. Seine Aura gleicht einem olfak­ti­ven Feu­er­werk. Am liebs­ten begrüße ich ihn nor­ma­ler­weise von einem zum ande­ren Flu­rende. Nur zu Geburts­tag und Jah­res­wech­sel ris­kiere ich Kör­per­kon­takt.

Mon­tag. Dienst.

Meine Runde über die Sta­tio­nen habe ich hin­ter mir. Nichts los. Nicht mal ein gut gereif­ter Blind­darm von Xavier in der Not­auf­nahme. Abste­cher in den Kreiß­saal. Keine Erst­ge­bä­rende im Kreiß­saal, die nach einem Peri­du­ral­ka­the­ter schreit. Nadja, Lae­ti­tia und Phil­ippe lang­wei­len sich auch. Phil­ippe? Wir haben ziem­lich viele Män­ner bei den Heb­am­men. Phil­ippe, Sébas­tien, Wil­fried und Jérôme. Beruf: Maïeu­ti­cien. Ent­bin­dungs­pfle­ger hei­ßen sie in Deutsch­land. Heb­amme in Öster­reich auch die männ­li­chen Ver­tre­ter. 2013 kei­ner in Öster­reich, drei in ganz Deutsch­land. Wir haben vier! Und das in tiefs­ter Pro­vinz! Dar­un­ter Phil­ippe. Voll­bart. Über­ge­wicht. Kopf­tuch­frauen sol­len sich mal nicht so anstel­len. Wird ihnen und ihren Män­nern gleich bei der Auf­nahme ver­kün­det. Wahr­schein­lich ein Aus­druck von Liberté und Éga­lité. Viel­leicht paßt das sogar zur Fra­ter­nité. Finde ich per­sön­lich auch eher gewöh­nungs­be­dürf­tig. Würde mir als wer­den­dem Vater auch nicht gefal­len. Aber viel­leicht bin ich in die­ser Hin­sicht etwas kon­ser­va­tiv. Phil­ippe jeden­falls mag ich nicht so. Ihm man­gelt ein biß­chen an pro­fes­sio­nel­ler Dyna­mik. Phil­ippe war mal in Indien für ein paar Monate Aus­zeit. Ich hatte gehofft, er würde ein­fach dort blei­ben und in lang­fris­ti­ger Suche nach Erleuch­tung ver­har­ren. Und dann war er doch wie­der da. Ohne Erleuch­tung, wie mir scheint. Er war­tet immer noch. Wird nicht geküßt. Es gibt Gren­zen.

Dafür Lae­tita. Lae­ti­tia sieht so aus, als wäre sie mal Model gewe­sen. Hat ein zau­ber­haf­tes Lächeln. Ich nehme das per­sön­lich. Obwohl sie ver­mut­lich jeden nett anguckt. Egal. Meilleurs vœux, bonne santé, Küß­chen. Lae­tita ist meine Lieb­lings­heb­amme. Nicht nur wegen ihres Lächelns. Nicht nur, aber auch. Lae­ti­tias Lächeln ist auch um 02:39 Uhr noch zau­ber­haft. Immer. Zum neuen Jahr viel­leicht noch ein Spur zau­ber­haf­ter. Auch um 02:39 Uhr. Wenn sie mich braucht für eine Péri­du­rale oder Césa­ri­enne.

Bonne santé.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

bertram@​diehl.​fr


Charlie Hebdo

Meine Eltern wün­schen sich die nächste Aus­gabe von Char­lie Hebdo. Die erste nach dem Atten­tat. Soll in Mil­lio­nen­auf­lage an den Kiosk kom­men. Sonst nur 60.000, von denen die Hälfte ver­kauft wird. Sind auch nur acht Sei­ten statt der sonst übli­chen sech­zehn.

Liebe Eltern!

In mei­nem Kran­ken­haus gibt es einen Kiosk. Da kann man sich eine Fern­steue­rung lei­hen für die Glotze im Pati­en­ten­zim­mer, einen draht­lo­sen Inter­net­zu­gang, der angeb­lich nur sehr schlecht funk­tio­niert, Spiel­zeug, Bon­bon­tü­ten, Zeit­schrif­ten, Zei­tun­gen. Vom Char­lie Hebdo würde sie am Mitt­woch zwei Exem­plare bekom­men, sagt die Ver­käu­fe­rin. Eine Reser­vie­rung wäre nicht mög­lich, sagt sie. Was soll­ten denn dann die den­ken, die kein Exem­plar bekä­men? Ergänzt sie. Ich glaube, sie sagt die Unwahr­heit. Einer­seits aus Unkennt­nis, weil sie wahr­schein­lich gar nicht sicher weiß, wie­viele Exem­plare sie von die­ser Aus­nah­me­num­mer gelie­fert bekom­men wird. Und somit sich hin­sicht­lich even­tu­el­ler Reser­vie­run­gen nicht fest­le­gen will. Ande­rer­seits hat sie natür­lich ein per­sön­li­ches Umfeld, das ihr näher­steht als gerade ich. Reicht nicht, einer der doc­teurs zu sein. Rich­tig so. Was soll­ten denn dann die ande­ren den­ken? Die Putz­frauen, Heb­am­men, Schwes­tern? Eines der Exem­plare hat sie ver­mut­lich Mon­sieur le Direc­teur ver­spro­chen. Der könnte sie ja schließ­lich ange­sichts der wirt­schaft­lich pre­kä­ren Situa­tion des Hôpi­tal auf die Straße set­zen. Rein theo­re­tisch, ver­steht sich. Der Kiosk ist ande­rer­seits ver­mut­lich eine der weni­gen wirt­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen des Hau­ses. Aber man weiß ja nie. Schließ­lich ist Mon­sieur le Direc­teur der Chef. Und wir sind in Frank­reich. Da kann man nie wis­sen, wie weit es mit der Éga­lité her ist.

Außer­dem arbeite ich am Mitt­woch nicht. Und so wich­tig ist mir die­ses Heft dann auch wie­der nicht. Nicht so wich­tig, daß ich bis ins Kran­ken­haus fah­ren würde. Bis ins Kran­ken­haus auf gut Glück. An mei­nem freien Tag. Wenn sie mir ein Exem­plar für halb neun ver­spro­chen hätte, würde ich die zehn Kilo­me­ter natür­lich fah­ren. Von der Mauer in Ber­lin habe ich mir auch nichts geholt. Auch kein Gläs­chen Staub vom 11. Sep­tem­ber. Zehn, zwan­zig Jahre spä­ter wäre der Bro­cken alter Beton ohne­hin nur noch ein Bro­cken alter Beton und das Gläs­chen Staub ein Gläs­chen Staub. Das iPhone, wel­ches man nach drei Tagen Cam­pen vor einem Apple-Shop als einer der Ers­ten bekom­men hat, ist eine Woche spä­ter auch nur noch ein Tele­fon. Irgend­wer wird schon so einen Char­lie orga­ni­sie­ren. In einer Woche spä­tes­tens liegt das Heft irgendwo ein­fach so herum.

Bei Inter­mar­ché gibt es natür­lich auch einen Kiosk. Keine Fern­steue­run­gen natür­lich, aber Lot­to­scheine dafür und ein umfang­rei­che­res Sor­ti­ment an Print­me­dien. Die Ver­käu­fe­rin setzt mich auf eine Liste, "Tihl". Kaum ein Fran­zose kann mei­nen Namen trotz wie­der­hol­ten Buch­sta­bie­rens rich­tig schrei­ben. Tihl ist schon ganz gut. Wenn das D ein D bleibt, wird es meist direkt vom H gefolgt. Oder das H nach dem L. Auch schön. Hat was Exo­ti­sches. Tihl also. Egal. Sechste Zeile auf der Liste. Na, dann hätte ich ja beste Chan­cen, ein Exem­plar zu bekom­men, sage ich. Sie kön­nen es ja ver­su­chen am Mitt­woch um halb neun, erwi­dert die Ver­käu­fe­rin, immer­hin hätte ich ja nun einen Platz auf der Liste. Zeile sechs. Von Seite zwei aller­dings nur.

Per­sön­lich hat mich Char­lie Hebdo nie inter­es­siert. Ich hätte von der Zeit­schrift nicht ein­mal gewußt. Im Zusam­men­hang mit bis­si­gen Kari­ka­tu­ren vom Pro­phe­ten wäre ich nicht auf Char­lie gekom­men. Geschweige denn einen der Namen aus der Redak­tion. Mit fran­zö­si­scher Satire glaube ich ohne­hin, nicht viel anfan­gen zu kön­nen. Schon der fran­zö­si­sche All­tags­hu­mor ist mir eher fremd. Warum also das Heft? Eine Tro­phäe? Je suis Char­lie! Und jetzt will ich auch eine Teil­nah­me­be­schei­ni­gung?

Im Stadt­zen­trum gibt es auch einen Zeit­schrif­ten­han­del. Noch viel umfang­rei­cher das Sor­ti­ment. Außer­dem loka­les Kunst­hand­werk aus Oli­ven­holz, Kera­mik­zi­ka­den aus China, Säck­chen mit Laven­del­blü­ten, Her­bes de Pro­vence in Zel­lo­phan. Post­kar­ten. Ein knap­pes Dut­zend Motive aus La Garde, Laven­d­el­fel­der in der Haute Pro­vence und wilde Pferde in der Camar­gue. Was der Tou­rist halt so braucht. Die Ver­käu­fe­rin eher kurz ange­bun­den. Mein har­ter deut­scher Akzent, der sonst gerne als char­mant bezeich­net wird, wirkt hier nicht. Ver­mut­lich sonst auch nicht die Wahr­heit, das Kom­pli­ment zum char­man­ten Akzent. Weiß ich. Die Geschichte von mei­nen so fran­ko­phi­len Eltern, die so gerne ein Exem­plar des nächs­ten Char­lie hät­ten, inter­es­siert sie nicht. Reser­vie­rungs­liste? Nö. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Wenn man wirk­lich wis­sen will, was drin­steht in den acht Sei­ten, denke ich, fin­det man ver­mut­lich am Mitt­woch, ab zehn Uhr mor­gens spä­tes­tens das ganze Heft als PDF. Im schlimms­ten Fall bei Ebay. Es wer­den sich schon gewis­sens­neu­trale Abzo­cker fin­den, die ihr Exem­plar für zehn Euro die Datei ver­viel­fäl­ti­gen. Oder, andere Mög­lich­keit, wenn man in der Nähe eines inter­na­tio­na­len Flug­ha­fens lebt – wie Ihr zum Bei­spiel, liebe Eltern – und das Ori­gi­nal ganz ori­gi­nal haben muß, könnte man die Runde in den ein­schlä­gi­gen Eta­blis­se­ments des inter­na­tio­na­len Flug­ha­fens machen. Char­lie kommt ver­mut­lich ab sechs Uhr mor­gens mit der ers­ten Maschine aus Paris. Oder am spä­ten Diens­tag Abend schon. Das nur so als Idee. Wenn man das Ori­gi­nal haben muß. Ich würde nicht nach Mar­seille fah­ren. Ich per­sön­lich wäre im Falle, jemand aus der Nähe eines inter­na­tio­na­len Flug­ha­fens käme in Besitz eines Exem­plars, mit einem per­sön­li­chen PDF-Scan zufrie­den. Bei Ebay würde ich es schon nicht kau­fen.

In einer Par­al­lel­straße zur rue Frédé­ric Mis­tral ist ein klei­nes Centre com­mer­cial mit einem wei­te­ren Kiosk. Außer­dem eine Apo­theke, Bäcker, Asia-Food. Der Kiosk etwas weni­ger reich­hal­tig als der im Zen­trum. Das ganze Tou­ris­ten­zu­be­hör fehlt. Man­gels ent­spre­chen­der Kli­en­tel wohl. Dafür eine ganze Wand Ziga­ret­ten. Der Inha­ber stark über­ge­wich­tig, seine Frau etwas weni­ger. Sehr freund­lich, sehr wort­reich. Er mehr als sie. Er hat auch eine Liste. Ich könnte Platz acht haben. Auch auf Seite zwei nur aller­dings. Platz acht auf Seite zwei ist über­haupt eigent­lich Platz acht­zig etwa. Seine Liste ent­sprä­che näm­lich über sieb­zig Bestel­lun­gen, sagt er. Dann würde es wohl kei­nen Sinn machen, am Mitt­woch zu kom­men. Nein, über­haupt nicht, er hätte ohne­hin nur drei­ßig Exem­plare. Aber ich solle es doch bei Inter­mar­ché ver­su­chen am Mitt­woch Mor­gen. Die wür­den näm­lich keine Liste machen. Doch, doch, erwi­dere ich, die haben auch so eine Liste wie Sie! Dis donc, sagt der Dicke, ça alors! Dann haben die ja gelo­gen! Gelo­gen? Sowas kann für Süd­frank­reich doch noch nicht als gelo­gen gel­ten, denke ich! Man kann die dyna­mi­sche Dar­stel­lung dyna­mi­scher Gege­ben­hei­ten doch nicht als Lüge bezeich­nen! Und über­haupt, wel­che Rele­vanz soll das haben? Das aber behalte für mich. Merci, bon après-midi.

Liebe Eltern!

Ich werde am Mitt­woch Mor­gen halb neun bei Inter­mar­ché vor der Tür ste­hen. Ich mache mir aller­dings nur sehr geringe Hoff­nun­gen, eines der Char­lie-Exem­plare zu ergat­tern.

Ich werde es ver­sucht haben. Ver­spro­chen.


© Bertram Diehl 2015. Abdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit aus­drück­li­cher Geneh­mi­gung des Autors.

bertram@​diehl.​fr


Die­ser Text erschien in einer gekürz­ten Ver­sion am 14. Januar 2015 als Leser­ar­ti­kel bei ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/community/2015–01/charlie-hebdo-sonderausgabe-jagd)